Deutsch- Tschechische Konferenz 2025
07.02.-09.02.2024 Pilsen
Die Sdružení Ackermann-Gemeinde, in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, lädt Sie herzlich zur diesjährigen Deutsch-Tschechischen Konferenz ein, die sich mit dem aktuellen Thema beschäftigt:
,,Deutsch-Tschechische Nachbarschaft in der digitalen Welt – Information und Desinformation und ihr Einfluss auf die Gestaltung der gegenseitigen Beziehungen"
Wann: 07.02.2025 - 09.02.2025
Wo: Hotel Courtyard by Marriott, Pilsen
Preis: 1.700 CZK für SAG-Mitglieder*, 2.000 CZK für Nicht-SAG-Mitglieder
*Mitglied ist eine natürliche Person, die Informationen über die Aufnahme in die SAG erhalten und den Mitgliedsbeitrag für das letzte Jahr bezahlt hat
Ohne folgende Partner wäre dieses Projekt nicht möglich:
Anmeldeformular
Name
Konferenz der Sdružení Ackermann-Gemeinde:
Information und Desinformation
Desinformation und die Verbreitung absichtlich falscher Nachrichten sind seit der Antike Teil der Geschichte. In unseren Ländern verbreitete sich zum Beispiel der Mythos vom Verrat der böhmischen Adligen in der Schlacht bei Mähren. Nach dem plötzlichen Tod des böhmischen Königs Ladislav Pohrobek im Alter von 17 Jahren kursierte das Gerücht, er sei von Georg von Poděbrady vergiftet worden, der nach seinem Tod die Regierung übernahm. Wie die Forschungen der letzten Jahre gezeigt haben, war es dann doch etwas anders.
In der Neuzeit war die Desinformation jedoch in noch stärkerem Maße an Propagandaspielen beteiligt, vor allem im Rahmen diktatorischer Regime, sowohl der nationalsozialistischen als auch der kommunistischen, die sich der Manipulation von Tatsachen bedienten, um ihre Legitimität zu stärken und Feindbilder zu schaffen, die sie beseitigen wollten, seien es Juden oder so genannte Klassenfeinde, d. h. Bauern, die Kirche, Gewerbetreibende, abweichende Intellektuelle oder sogar Genossen selbst, die sich gegenseitig "zerfleischen". Im Rahmen der internationalen Szene wurde dann gezielt eine Negativdefinition gegen die als imperialistisch bezeichnete Politik des Westens aufgebaut und im Rahmen der tschechisch-deutschen Beziehungen wurde in den Medien immer wieder auf die Gefahr des sudetendeutschen und westdeutschen Revanchismus hingewiesen. Ein Teil der tschechischen und deutschen Bevölkerung hat die Propaganda unter dem kommunistischen Regime erlebt, aber leider macht dies die Bürger nicht immun gegen die neue Fälschung der Realität.
Während wir unter dem Kommunismus eine Informationswüste hatten, befinden wir uns jetzt in einem Informationsdschungel. Das Ergebnis ist jedoch dasselbe: Orientierungslosigkeit und eine leichtere Anfälligkeit für Manipulation und Misstrauen gegenüber allem und jedem. Damit verbunden ist auch ein gewisser Erinnerungsoptimismus, der alle konfliktreichen, komplizierten und schlechten Momente verdrängt und auch das Leben unter einem despotischen Regime, das die Bürgerrechte stark einschränkte, idealisiert, wie in dem Buch "Gute Erinnerungen an schlechte Zeiten. Wie nach 1945 und nach 1989 rückblickend über glückliche Momente in Diktaturen gesprochen wurde", das im Jahr 2021 erscheint.
Leider sind die neuen Technologien in Form von sozialen Netzwerken zu einem Werkzeug für die Verbreitung verschiedener Halbwahrheiten und Lügen geworden. Während es früher viel Arbeit war, eine anonyme Beschwerde, Unzufriedenheit oder Klage zu schreiben und zu posten, kann heute jeder mit wenigen Klicks seine Wut einem unvergleichlich größeren Publikum entgegenschreien. Moralische Konventionen und Regeln werden nicht beachtet, Beleidigungen werden geschleudert und auch Verschwörungstheorien werden verbreitet. Dabei kommt es oft nicht darauf an, adäquate Argumente parat zu haben, sondern vor allem mit seinen Emotionen zu überzeugen. Seriösen wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind irreführende Inhalte in den sozialen Medien am ehesten zu finden. Eines der schwerwiegenden Probleme, die mit dem Phänomen der "Fake News" einhergehen, ist auch die Abkapselung der Kommunikation, die tatsächlich zu unkommunikativen "sozialen Blasen" und zu Gemeinschaften führt, die oft unsinnige und verschwörerische Weltanschauungen teilen. Die Gefahr liegt jedoch nicht in der Technologie selbst, sondern immer in der Person, die sie benutzt.
Das Thema der Desinformation und ihre Resonanz im öffentlichen Raum verstärkte sich insbesondere in den frühen 1920er Jahren im Zusammenhang mit der weltweiten Coronavirus-Pandemie. Ein bizarrer Teil dieser Desinformationsspiele beinhaltet auch die Infragestellung grundlegender wissenschaftlicher Wahrheiten, zu denen die Menschheit durch jahrhundertelange Erforschung und Entdeckung gelangt ist, wie etwa die Kugelform der Erde. Mit einer gewissen Übertreibung würde ich denjenigen, die auf der Suche nach diesen Fakten sind, raten, es mit Publikationen wie den Kinderenzyklopädien "Rozum do kapsy"(Vernunft in der Tasche) oder "Už vím proč" (Ich weiß warum) zu versuchen, an die ich mich auch noch aus meiner Kindheit erinnere.
Leider ist das überhaupt nicht amüsant, denn in der Slowakei werden diese verschwörerischen Behauptungen von Personen in hohen politischen Positionen aufgestellt. Natürlich entwickelt sich unser Wissen ständig weiter, verschiebt sich und wird interpretiert, aber auf der Grundlage relevanter Quellen und Informationen. Ohne einen Konsens über die grundlegenden Fakten können wir kaum nach rationalen Lösungen für die Probleme suchen.
Falschinformationen und Halbwahrheiten sind auch eine der Zutaten für das Erstarken populistischer Tendenzen, die die berechtigten Sorgen der Bürger und die real existierenden Probleme nutzen, um nicht nach konstruktiven Lösungen zu suchen, sondern die soziale Atmosphäre zu verschärfen. Der Populismus zeichnet sich unter anderem durch eine Dichotomie zwischen "einfachen Menschen" und einer "korrupten Elite", Antielitismus, Feindseligkeit gegenüber demokratischen Institutionen und eine Polarisierung der Politik aus. Die gezielte Verbreitung von Fehlinformationen trägt dann zur unversöhnlichen Spaltung der Gesellschaft bei, die viele Experten als eine der Gefahren für die heutige liberale Demokratie sehen.
Auf dem europäischen Kontinent, sei es in westlichen Ländern mit demokratischer Kontinuität in der Nachkriegszeit oder in postkommunistischen Staaten, haben populistische und nationalistische Parteien an Stärke gewonnen, wie das Beispiel der Tschechischen Republik und Deutschlands zeigt. Letztere bedienen sich in ihren Strategien auch religiöser Argumente, die u. a. mit der Verteidigung traditioneller Werte und einer gleichzeitigen Kritik an der EU und dem Westen insgesamt verbunden sind. Dabei handelt es sich oft nur um eine Art Etikett, bei dem das Christentum zu einem politischen Instrument zur Bekämpfung von Gegnern gemacht wird. Ein Beispiel dafür ist das Putin-Regime in Russland, das den kommunistischen Mantel als orthodoxe Zivilisation verkleidet und dann eine Reihe von Propagandaoperationen zu dessen Verteidigung gestartet hat, bei denen Desinformation natürlich ein fester Bestandteil ist. Darüber hinaus lassen sich bei einfachen Erklärungen für die komplexen Probleme der heutigen Welt Verbindungen zwischen christlichen Traditionalisten und verschiedenen extremistischen Bewegungen feststellen. Neben Pseudo-Visionären mit vorgeblich christlichem Anstrich werden auch gezielte Geschichtsinterpretationen zu einem Politikum, wie man an der russischen Rechtfertigung der militärischen Aggression gegen die Ukraine wieder sehr deutlich sehen kann. Darüber hinaus ist in den letzten Jahren die Rolle der künstlichen Intelligenz in das Desinformationsspiel eingetreten, wobei aufgezeichnete Videos, die berühmte Persönlichkeiten imitieren, einen weiteren gefährlichen Raum für die Manipulation der öffentlichen Meinung schaffen.
Das Phänomen der "Fake News" ist auch mit dem Phänomen der alternativen Medien verbunden, die sich als glaubwürdige Informationsquellen stilisieren. Dies geht einher mit Angriffen auf die Glaubwürdigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien und einer erneuten Tendenz, sich deren Macht zunutze zu machen. Vor allem demokratischen Staaten fällt es schwer, die Grenze zwischen gefährlichen Lügen und dem Recht der Menschen auf eine eigene Meinung zu finden.
Wie der Theologe Tomáš Halík sagt, ist die Zeit der aktuellen Krisen sicherlich eine Zeit der Chancen und neuen Herausforderungen. Es ist daher notwendig, eine authentische Form des Christentums zu entwickeln, die den Menschen als Bruder und nicht in erster Linie als Feind sieht, die sich auf die Quellen des Evangeliums stützt und nicht auf politisch-ideologische Tiraden. In dieser therapeutischen und spirituellen Dimension des Christentums spielen die tschechischen und deutschen Christen der Ackermann-Gemeinde, die sich seit langem um echte Annäherung und Vergebung und um die Überwindung von Stereotypen über andere bemühen, zweifellos eine wichtige Rolle.
Jaroslav Šebek
Mitglied des SAG-Vorstands