Frauen in der heutigen Gesellschaft

Thema der deutsch-tschechischen Konferenz 2021

Frauen in der heutigen Gesellschaft - ein wichtiges Thema, über das an vielen Stellen geredet und diskutiert wird. Auch in der deutsch-tschechischen Beziehung spielt die Geschlechterverteilung eine große Rolle und so freuen wir uns darüber das Thema der deutsch-tschechischen Konferenz 2021 noch weiter ausbauen zu können.

Auf dieser Seite finden sie alle Informationen über die Konferenz, aber auch zusätzliche Videos und Podcasts, die wir für sie mit Gästen aus dem politischen, sozialen, religiösen und gesellschaftlichen Bereich erstellen. 

Wenn sie Fragen oder Anmerkungen haben oder selbst ihre Erfahrungen mit anderen Mitgliedern der Sdružení  Ackermann-Gemeinde teilen wollen, melden sie sich bitte bei sdruzeni@ackermann-gemeinde.cz.

Referenten 

Wir bedanken uns bei all unseren wunderbaren Referenten, die bei der deutsch-tschechischen Konferenz teilgenommen haben. 

Klicken sie hier um mehr über die einzelnen Persönlichkeiten zu erfahren.

Elisabeth Maier 

JUDr. Ing. Marie Kolářová, Th.D. 

doc. ThLic. Jaroslav Brož, Th.D. S.S.L. 

Ing. Jaroslava Valová 

PhLic. Kateřina Lachmanová, Th.D. 

Prof. Dr. Barbara Krause 

FRAU - MUTTER - ARBEITERIN

Wir wollen ihnen eine umfassende Perspektive auf die Position von Frauen in der Gesellschaft und in der Kirche bieten. Aus diesem Grund haben wir Frauen und Männer aus dem deutsch-tschechischen Umfeld gebeten, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. 

Die Autorin dieses Artikels ist während ihres Mutterschaftsurlaubs aus der Tschechischen Republik in eine kleine Stadt nach Bayern gezogen. Wenige Zeit nach ihrem Umzug bemerkte sie Unterschiede in der Haltung der Gesellschaft gegenüber Frauen/Müttern und im Verhalten der Frauen selbst. Auf Wunsch der Autorin, werden wir ihren Namen nicht veröffentlichen.

Bildungsinfrastruktur

Der Großteil der bayrischen Gesellschaft, obwohl sie mir theoretisch hauptsächlich als katholisch und in der Praxis eher weltlich erschien, basiert meiner Meinung nach auf den traditionellen christlichen Werten der Familie. Frauen bleiben oft lange zuhause bei ihren Kindern, auch wenn die Kinder bereits zur Schule gehen. Natürlich gibt es noch weitere Unterstützungsangebote der Einrichtungen. Kindergärten sind in Betrieb und in den Schulen gibt es Arbeitsgemeinschaften oder Nachmittagsbetreuung. Aufgrund ihrer Kapazität ist jedoch klar, dass ein Großteil der Kinder nach der Schule nach Hause geht. Des Weiteren gibt es auch Schulmensen, die nur von den Kindern besucht werden, welche zur Gruppe gehören. Das traditionelle tschechische Modell des gemeinsamen Essens hat hier keine lange Tradition. Auch in Deutschland wird eine große Beteiligung von Frauen/Müttern in der Kinderbetreuung erwartet. Nachmittagsangebote für die Kinder werden in vielen Fällen auch von den Eltern selbst bereitgestellt, da die Schule nur ein sehr begrenztes Angebot bietet. Auch beim Lernprozess von Schulkindern werden Mütter und Eltern oft berücksichtigt. Es gibt natürlich individuelle Unterschiede, aber im Allgemeinen kann gesagt werden, dass die Unterstützung der Eltern für ein Kind, das beispielsweise ein Gymnasium besucht, notwendig ist.

Alter der Mütter - "alte Mütter"

Auch in Bayern sind moderne Trends im Jobangebot und Zugang zum Arbeitsmarkt zu beobachten. Der Prozentsatz der Frauen, die eine Karriere bevorzugen, steigt an und viele Frauen verschieben ihre Mutterschaft auf einen späteren Zeitpunkt - eines der ersten Dinge, die uns auffielen, war, dass ich mit meinem ersten Kind zu den jüngsten Müttern der Klasse gehörte (obwohl ich vor dem Mutterschutz eine Universität besucht und Arbeitserfahrung gesammelt habe). 

Ethnische Zusammensetzung der Gesellschaft

Die Tatsache, dass die bayrische Gesellschaft nicht so national homogen ist, wie die der Tschechischen Republik, spielt auch eine wichtige Rolle bezüglich der Mutterschaft. Auch die Herangehensweise nationaler Minderheiten und anderer Religionen spiegeln sich im Thema wider.

Finanzen

Neben einer Reihe individueller Aspekte spielt die finanzielle Situation der Familie immer eine große Rolle. Ich beobachte den Trend, dass Frauen, die in teuren Städten leben, ihren Eintritt in den Arbeitsmarkt beschleunigen (mehr Karrieremöglichkeiten, höhere Kosten durch teure Mieten, Lebensmittel, Dienstleistungen usw.). Frauen in kleinere Städten beginnen tendenziell eher später zu Arbeiten. In Bayern gibt es auch einen anderen Ansatz für die finanzielle Sicherheit der Mutter: Eine Frau befindet sich nur ein Jahr im Mutterschaftsurlaub, dh. Weniger als in der Tschechischen Republik. Andererseits zeigt das traditionelle Familienmodell verschiedene Steuervorteile, wie die gemeinsame Besteuerung von Ehepartnern usw. Frauen, die eine Beschäftigung aufnehmen, zeigen zahlreiche finanzielle Vorteile gegenüber Frauen, die zuhause bleiben.

Teilzeitarbeit

Ein separates Kapitel befasst mich mit der Herangehensweise der Arbeitgeber an Mütter und die Situation für Mütter auf dem Arbeitsmarkt. Man muss sagen, dass sich die deutsche Gesellschaft auch hier als frauenorientiert manifestiert. Die meisten Mütter haben die Möglichkeit in Teilzeit zu arbeiten. Persönlich kenne ich keine Mutter von kleinen Kindern, die Vollzeit arbeitet (das heißt natürlich nicht, dass es diese nicht gibt). Einige Frauen kehren nach dem ersten Geburtstag des Kindes zur Arbeit zurück, andere erst wenn das Kind in den Kindergarten geht, aber, wie oben angemerkt, viele von ihnen nur in Teilzeit. Oft erhöht sich die Stundenanzahl mit dem Alter der Kinder. Natürlich kommt es immer auf den Beruf, den Arbeitgeber usw. an, aber im Allgemeinen ist der Teilzeit-Trend für Frauen sehr stark.

Der Zugang zum Arbeitsmarkt für Mütter ist sicherlich generationsbedingt - während für jüngere Frauen die Beschäftigung ein normaler und selbstverständlicher Teil des Lebens ist, bin ich in Gesprächen mit der älteren Generation dahingehend auf Uneinigkeit gestoßen, dass ich als Mutter mehrerer Kinder arbeiten möchte.

Was denken Sie?

Wir haben einige unserer Mitglieder, Verwandten und Bekannten gefragt, wie sie zu verschiedenen Fragen beim Thema "Frauen in der heutigen Gesellschaft" stehen. Einige dieser Antworten führen wir hier auf.

*die angegebenen Antworten repräsentieren nicht immer die Werte der Sdružení Ackermann-Gemeinde 

Das ist natürlich eine sehr groß gefasste Frage, die nicht so einfach in ein paar Sätzen beantwortet werden kann. Betrachtet man den geschichtlichen Verlauf so ist unabstreitbar, dass sich die Rolle der Frau sehr stark zum Besseren gewandelt hat. Von einer absoluten Gleichberechtigung würde ich aber nicht sprechen, da reicht es meiner Meinung nach schon, sich die Bezahlung von Frauen im Vergleich zu Männern in gleichen Positionen anzusehen, oder auch die sogenannte "Pink Tax" für Frauenartikel, besonders im Drogeriebereich, die dazu führt, dass Frauen für exakt gleiche Produkte im Extremfall bis zu das Doppelte zahlen. Dies sind dabei nur einige Beispiele. Von einer kompletten Gleichberechtigung sind wir meiner Meinung noch ein Stück entfernt, wir befinden uns aber auf dem richtigen Weg. 

Meines Erachtens gibt es in so gut wie jedem Land eine leichte Ungleichberechtigung gegenüber Frauen. In manchen Ländern extremer, in manchen eher nicht so.

Abhängig vom Bereich. 

Ich denke, die Repräsentation von Frauen in der Öffentlichkeit nimmt zu, und das ist richtig und vor allem auch sehr wichtig, dass in den USA nun zum ersten Mal eine Frau Vize-Präsidentin ist, ist ein großer Schritt und ein wichtiges Signal an alle jungen Mädchen, die zu Hause sitzen und träumen. Durch Repräsentation in der Öffentlichkeit zeigen wir unseren Kindern und Enkelkindern, dass sie alles schaffen können und alles werden können, und deshalb finde ich das eben so wichtig. Aber der Weg ist noch weit, wenn man sich die generelle Frauenquote in der Politik und in den Vorständen von großen Unternehmen ansieht.

Ja, ausreichend bestimmt. Angemessen ist eine andere Frage. Werden sie in (Talk-)Shows vernünftig repräsentiert und nicht gossip-mäßig? Nein.

Wahrgenommenes in der Öffentlichkeit (und Privat) filtere ich nicht nach Geschlecht. 

Ich als Frau kann mir vorstellen als Hausfrau zu leben. Mir gefällt der Gedanke, mich auf`s Mutter sein zu konzentrieren. Den Haushalt mache ich gerne, weil ich meine Räumlichkeiten gerne pflege und für mich schön mache (ob ich alle anfallenden Hausarbeiten "übernehme", weiß ich noch nicht. Gerne darf mein Partner/meine Partnerin auch etwas "übernehmen"

Finde ich gut. Es sollte normal sein, dass ein Verdiener eine Familie ernährt und einer beim Kind bleibt. Kann auch der Mann sein.

Eine Frau, die sich Zeit für ihre Kinder nimmt und sich ihrem Wohlergehen und ihrer Erziehung ganz und gar verschreibt, verdient Anerkennung und Respekt. Dies sollte aber ihre eigene Entscheidung sein, und nicht von wirtschaftlichen oder sonstigen Gründen abhängig sein. Niemals sollte jedoch die gemeinsame Zeit von Mutter und Vater (sofern möglich) abnehmen, nur weil die Frau sowieso schon den ganzen Tag zu Hause bei den Kindern ist. Eine Mutter, die viel Zeit für ihre Kinder hat, kann wundervoll für deren Entwicklung sein, der Vater spielt aber natürlich im Idealfall eine ebenso wichtige Rolle. 

Sehr altmodisch

Sollte jeder selbst entscheiden dürfen. 

Geschlecht sollte meiner Meinung nach wie zum Beispiel Religion, Sexualität, Hautfarbe, etc. kein Ausschluss oder Einstellungskriterium sein

Kritisch, muss angepasst werden.

Ich glaube, dass eine verbindliche Frauenquote in bestimmten Berufen oder Bereichen ein wichtiges Mittel für mehr Repräsentation und damit auch für mehr Anerkennung von Frauen in hohen Positionen oder in sogenannten Männerberufen ist. Natürlich sollte es ein solches Mittel gar nicht erst brauchen, blickt man aber aktuell in unsere Gesellschaft, sieht man, dass es ohne in bestimmten Bereichen nicht zu ausreichend Repräsentation kommt. Für genauso wichtig halte ich aber auch eine "Männerquote" in klassischen Frauenberufen, genauso wie eine verpflichtende Quote für Menschen mit Behinderung, aus der sich Unternehmen nicht einfach "herauskaufen" können. Natürlich hat man so oder so aber auch immer das Problem, dass teils die Fachkräfte "für die Quote" fehlen und diese so fast unmöglich erfüllt werden könnte. Eine diverse Gesellschaft sollte aber immer auch im Berufsleben repräsentiert und eigentlich ja schlicht Normalität sein. 

Unterstütze ich auf jeden Fall.

Halte nichts davon.

Man sollte generell solche sozialen Berufe besser bezahlen, unabhängig davon, ob es ein Männer oder Frauenjob ist.

Der "klassische Frauenberuf" beziehungsweise alle sozialen Berufe sollten meiner Meinung nach besser bezahlt werden. 

Viele Berufe sollten besser bezahlt werden, ob das klassische Frauenberufe sind, ist egal. 

Zunächst möchte ich betonen, dass es sich beim Begriff "Kindergärtner*in" um einen veralteten Begriff handelt, der Auf Friedrich Fröbel (1782-1852) zurückzuführen ist. Er wird heutzutage nicht mehr verwendet, und gilt als veraltet. Heute verwendet man den Begriff "Erzieher*in", vor allem um die Fehlinterpretation, die Person könne nur in einem Kindergarten arbeiten, zu vermeiden. Erzieher*innen heutzutage arbeiten in Kinderkrippen, Kindergärten, Schulhorten, Jugendzentren, etc. Da ich selbst Erzieherin bin kann ich die Frage, ob wir besser bezahlt werden müssten, natürlich mit einem klaren "JA!" beantworten, jedoch muss auch betont werden, dass sich in den letzten Jahren viel verbessert hat in der Bezahlung von Erzieher*innen. Meiner Meinung nach wäre es viel wichtiger, das gesellschaftliche Bild dessen, was in den Aufgabenkreis von Erzieher*innen fällt, zu verändern. Früher war "Erzieher*- und Sozialarbeit" noch entgeltlose Fürsorgeleistung von Frauen (mithilfe der Kirche), die damals als selbstverständlich angesehen wurde. Dies beeinflusst bis heute die Wahrnehmung der Arbeit von Erzieher*innen (und auch Sozialarbeiter*innen). Ja, wir spielen mit Kindern und vermitteln ihnen im Alltag wichtige Werte, und ja manchmal geht es auch nur um Beaufsichtigung. Dass die restliche Zeit stark fachliche pädagogische und psychologische Arbeit geleistet wird, in Form von Verhaltensanalyse und vielem mehr ist vielen genauso wenig bewusst, wie dass man für diesen Beruf eine 5-jährige Ausbildung benötigt, die aufgrund ihres Umfangs und ihres Schwierigkeitsgrades im gesamten europäischen Ausland als Bachelor-Studium anerkannt wird. Natürlich hängt das gesellschaftliche Bild eines Berufes auch immer mit der Bezahlung zusammen, jedoch eben nicht nur und in diesem Fall bedarf es meiner Meinung nach einer guten Verknüpfung von beidem.

Es wäre schön, wenn es mehr Vorreiterinnen gäbe - Frauen sind in der Kirche in zwar schon in vielen Stellen und Ehrenämtern tätig, dennoch sollte ihre Position dort üblicher werden.

Stark unterrepräsentiert, in der katholischen Kirche noch mehr als in der Evangelischen.