ESK On-Arrival-Seminar
Am Montag, dem 7.November, brachen Carla und ich auf, um nach Sázava zu fahren. Von der Existenz des kleinen Ortes mit 3000 Einwohnern hatten wir vor ein paar Tagen noch nichts gewusst und nun befanden wir uns auf der Fahrt dorthin. Mit der C-Linie ging es erstmal bis nach Háje und von da aus mit dem Bus Richtung Sázava. Sázava liegt ungefähr 40 km von Prag entfernt und ca. nach einer Stunde Fahrt kamen wir bei unserer Unterkunft an.
Kurz darauf begann auch schon das Programm. Am Anfang bemühten wir uns primär darum, mithilfe von Kennenlernspielen die Namen der zwanzig Teilnehmer, inklusive unserer Trainer, zu lernen. Mithilfe eines Speeddating-Spiels konnten wir dann die anderen Teilnehmer besser kennenlernen. Wir hatten zwei Minuten Zeit, um mit einem Gesprächspartner über eine von den Trainern gestellte Frage zu reden. Eine Frage bezog sich zum Beispiel darauf, was unser "guilty pleasure" sei oder welche unserer persönlichen Eigenschaften wir am liebsten mögen.
Das Seminar fand komplett auf Englisch statt. Carla und ich hatten also die Möglichkeit unser Englisch zu verbessern. Die anderen Teilnehmer kamen aus ganz Europa, was einem eine ganz neue Perspektive auf die vielen verschieden Kulturen und Länder in Europa bot. Die ESK-Freiwilligen kamen unter anderem aus Norwegen, Griechenland, Frankreich, Ungarn oder Polen. Eine Freiwillige kam sogar aus Aserbaidschan. Auch die Freiwilligendienste der Freiwilligen hier in Tschechien sind so verschieden, wie ihre Herkunftsländer. Viele leisten ihren Freiwilligendienst in Kindergärten, Schulen oder anderen sozialen Einrichtungen. Andere wiederum leben auf einer nachhaltigen Farm und arbeiten in einem Unverpackt-Laden. Oder eine andere Freiwillige arbeitet in einer international aktiven Umwelt-NGO. Diese Vielfalt an Projekten ermöglichte sehr abwechslungsreiche Gespräche und machte uns deutlich, wie verschieden ein ESK-Freiwilligendienst sein kann. Auch die Altersverteilung war breit gefächert. Carla und ich kamen mit der Erwartung dorthin, vor allem gleichaltrige Menschen zu treffen. Letztendlich waren aber alle Altersgruppen zwischen achtzehn und achtundzwanzig vertreten.
Neben einem Crashkurs zu unseren Rechten und Anforderungen als ESK-Freiwillige wurden die nächsten Tage vor allem von Teambuilding-Übungen und Selbstentfaltungs-Workshops dominiert. So musste jeder von uns Teilnehmenden einen Workshop für die anderen zu einer unserer Leidenschaften entwickeln. Carlas Workshop war zum Thema Sprachen, da sie sehr gerne neue Sprachen lernt. In ihrem Workshop hatten die Teilnehmer die Chance einzigartige deutsche Wörter zu lernen, die man nicht Wort für Wort in andere Sprachen übersetzten kann. Mein Workshop bezog sich auf das Thema Ballett. Ich erzählte den Teilnehmer ein bisschen etwas zur Geschichte des klassischen Balletts und zeigte ein paar Fotos von meinen Auftritten und Kostümen. Anschließend brachte ich allen die sechs Basis-Positionen des Balletts bei.
Auch die Stadt Sázava blieb nicht zu kurz in dieser
Woche. Unsere Gruppe machte auch einen gemeinsamen Ausflug zum Kloster Sázava.
Diese ehemalige Benediktinerabtei wurde vom heiligen Prokop im Jahre 1032
gegründet. Das Kloster ist das viertälteste in Böhmen und wir verbrachten
unseren Ausflug vor allem damit, an der Außenwand des gotischen Turms nach in der
Mauer eingelassenen Sternen zu suchen. Denn die Person, die alle Sterne findet, hat der Legende nach einen Wunsch frei. Leider war aber keiner von uns
erfolgreich bei der Suche. Anschließend an den Klosterbesuch wurde auch die
Innenstadt von Sázava besichtig und es wurden typisch tschechische Backwaren probiert.
Neben weiterbildenden Workshops gaben uns unsere Trainer auch persönliche Empfehlungen
für Tschechien, wie zum Beispiel Buch- und Filmvorschläge. So wurde uns zum
Beispiel das Buch ("Die unerträglicher Leichtigkeit des Seins") von Milan
Kundera empfohlen oder uns wurde nahegelegt, den Kultfilm ("Loners") oder
einen der tschechischen New Wave Filme, wie ("Closely Watched Trains") zu
schauen. Auch die Geschichte der Tschechischen Republik wurde thematisiert.
Unsere Trainerin Suzanna erzählte uns mehr zur Geschichte untermalt mit der
Lebensgeschichte ihrer Großmutter, welche kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
geboren wurde und den Kommunismus live miterlebte.
Alles in allem war es eine sehr ereignisreiche Woche mit vollem Programm. Wir haben mehr gelernt über Tschechien und vielleicht auch etwas mehr über uns selber und unsere eigenen Interessen. Auch wenn das Seminar ganz spannend war, waren Carla und ich doch froh, als wir wieder das vertraute Prag erreicht hatten. Der Ausflug war schön, doch wir bleiben Prag besonders verbunden.
Alina, Freiwillige bei der SAG