Herbstbegegnung 2022
Die diesjährige Herbstbegegnung der Spirála fand vom 23 bis zum 25.September statt. Das Thema dieses Jahr war "Tschechien und Deutschland ein Jahr nach den Wahlen". Passend zum Thema fanden an dem Wochenende auch die Kommunal- und Senatswahlen in Prag statt.
Die Veranstaltung begann freitagnachmittags an der Benediktinerinnen-Abtei Venio. Das Kloster war so freundlich, uns aufzunehmen und uns Räumlichkeiten zum Übernachten, sowie für unser Programm zur Verfügung zu stellen. Nach dem Abendessen, begann das Abendprogramm zunächst einmal mit einem Kennenlernspiel. So hatten alle die Chance einander beim Kennenlern-Bingo näher kennenzulernen. Anschließend wurde die Gruppe in eine Pro- und Contra-Seite aufgeteilt und es begann eine Diskussion zum Thema "Wählen - ja oder nein?". Aufschlussreich und intensiv wurden sowohl Argumente für, als auch Argumente gegen das Wählen besprochen. Schnell merkten alle, dass die Argumente auf der Contra-Seite ziemlich begrenzt waren und daher größtenteils von der Pro-Seite widerlegt wurden. Letztendlich einigten sich alle darauf, dass Wahlen eine wichtige Angelegenheit sind, die das Leben eines jeden Einzelnen von uns beeinflussen.
Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem gemeinsamen Frühstück auf den Weg zum Nationalmuseum. Dort trafen wir auf Eliška Pekárková, eine Historikerin und Expertin für historische Bildung und Geschichte der jüdischen Kultur. Wir hatten die Freude, dass sie uns durch die Ausstellung des Nationalmuseums zur Geschichte des 20.Jahrhunderts führte. Der Beginn des Ersten Weltkrieges, die Gründung der Tschechoslowakei, der lange Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg und die Samtene Revolution 1989 wurden thematisiert. Wir hatten sogar die Chance, alte Computerspiele aus den 80er und 90er Jahren - wie zum Beispiel Tetris zu spielen. Durch die informative Führung und interaktive Ausstellungsstücke konnten wir viel Neues dazulernen.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant begann dann der politische Teil des Tages. Unter der Moderation von Christoph Mauerer fand eine Podiumsdiskussion zum Thema "Die Tschechische Republik und Deutschland - Ein Jahr nach den Wahlen" statt. Als Vertreter der deutschen Seite war Niklas Zimmermann anwesend, ein Journalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von der Tschechischen Seite war als Referentin eigentlich Adéla Chamrádová vorgesehen, doch aufgrund einer Erkrankung konnte sie leider nicht teilnehmen. Dennoch wurde kurzfristig eine Vertretung gefunden: Adam Hanka, der Co-Präsident von Volt Česko. Übersetzt wurde die Debatte von der Dolmetscherin Andrea Čapková. Das Hauptthema der Diskussion waren die jeweiligen Wahlen, die in beiden Ländern vor einem Jahr stattgefunden hatten. In beiden Ländern gab einen Regierungswechsel und eine Regierung mit diesen Parteien hatte es beide Male noch nie zuvor gegeben. In Deutschland gibt es nun eine sogenannte Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP, nachdem vorher lange Zeit die Große Koalition aus CDU und SPD unter Merkel regiert hatte. Auch in Tschechien gab es einen Neubeginn. Die Regierungszeit von Andrej Babis war nach vier Jahren beendet und nun ist Petr Fiala der Ministerpräsident mit einem Regierungsbündnis, das aus fünf ganzen Gruppierungen besteht. In beiden Ländern sind also die aktuellen Koalitionen eine Besonderheit.
Anschließend an diese aufschlussreiche politische Diskussion begann dann eine kleine Stadtführung mit Christoph Mauerer mit Schwerpunkt auf Institutionen der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit. Die erste Station war das Strahov Kloster, eine Abtei des Prämonstratenser-Ordens im Prager Stadtteil Hradčany. Der Ausblick auf die Stadt vom Kloster aus bot uns auch die perfekte Möglichkeit für ein Foto. Vor der deutschen Botschaft erzählte Christoph Mauerer uns vom Jahr 1989, als diese Botschaft in den Blickpunkt der Medien gelangte. Mehrere Wochen lang suchten DDR-Bürger im Garten der Botschaft Zuflucht, bis sie endlich in die Bundesrepublik einreisen konnten. Weitere Stopps waren auch das Verbindungsbüro des Freistaates Bayern in der Nähe der Karlsbrücke und das Moldau-Ufer.
Alina Hagedorn, ESC-Freiwillige bei der SAG