Herbstbegegnung der Spirála
Die diesjährige Herbstbegegnung der Spirála
fand vom 23 bis zum 25.September statt. Das Thema dieses Jahr war "Tschechien
und Deutschland ein Jahr nach den Wahlen". Passend zum Thema fanden an dem
Wochenende auch die Kommunal- und Senatswahlen in Prag statt.
Die Veranstaltung begann freitagnachmittags an der Benediktinerinnen-Abtei Venio. Das Kloster
war so freundlich, uns aufzunehmen und uns Räumlichkeiten zum Übernachten,
sowie für unser Programm zur Verfügung zu stellen. Nach dem Abendessen, begann
das Abendprogramm zunächst einmal mit einem Kennenlernspiel. So hatten alle die
Chance einander beim Kennenlern-Bingo näher kennenzulernen. Anschließend wurde
die Gruppe in eine Pro- und Contra-Seite aufgeteilt und es begann eine
Diskussion zum Thema "Wählen - ja oder nein?". Aufschlussreich und intensiv
wurden sowohl Argumente für, als auch Argumente gegen das Wählen besprochen.
Schnell merkten alle, dass die Argumente auf der Contra-Seite ziemlich begrenzt
waren und daher größtenteils von der Pro-Seite widerlegt wurden. Letztendlich einigten
sich alle darauf, dass Wahlen eine wichtige Angelegenheit sind, die das Leben
eines jeden Einzelnen von uns beeinflussen.
Am nächsten Morgen machten wir uns nach dem gemeinsamen Frühstück auf den Weg
zum Nationalmuseum. Dort trafen wir auf Eliška Pekárková, eine Historikerin und
Expertin für historische Bildung und Geschichte der jüdischen Kultur. Wir
hatten die Freude, dass sie uns durch die Ausstellung des Nationalmuseums zur
Geschichte des 20.Jahrhunderts führte. Der Beginn des Ersten Weltkrieges, die
Gründung der Tschechoslowakei, der lange Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg
und die Samtene Revolution 1989 wurden thematisiert. Wir hatten sogar die
Chance, alte Computerspiele aus den 80er und 90er Jahren - wie zum Beispiel
Tetris zu spielen. Durch die informative Führung und interaktive Ausstellungsstücke
konnten wir viel Neues dazulernen.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in einem Restaurant begann dann der politische
Teil des Tages. Unter der Moderation von Christoph Mauerer fand eine
Podiumsdiskussion zum Thema "Die Tschechische Republik und Deutschland - Ein
Jahr nach den Wahlen" statt. Als Vertreter der deutschen Seite war Niklas
Zimmermann anwesend, ein Journalist der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Von
der Tschechischen Seite war als Referentin eigentlich Adéla Chamrádová vorgesehen,
doch aufgrund einer Erkrankung konnte sie leider nicht teilnehmen. Dennoch wurde
kurzfristig eine Vertretung gefunden: Adam Hanka, der Co-Präsident von Volt
Česko. Übersetzt wurde die Debatte von der Dolmetscherin Andrea
Čapková. Das Hauptthema der Diskussion waren
die jeweiligen Wahlen, die in beiden Ländern vor einem Jahr stattgefunden
hatten. In beiden Ländern gab einen Regierungswechsel und eine Regierung mit
diesen Parteien hatte es beide Male noch nie zuvor gegeben. In Deutschland gibt
es nun eine sogenannte Ampel-Koalition aus SPD, Grüne und FDP, nachdem vorher
lange Zeit die Große Koalition aus CDU und SPD unter Merkel regiert hatte. Auch
in Tschechien gab es einen Neubeginn. Die Regierungszeit von Andrej Babis war nach
vier Jahren beendet und nun ist Petr Fiala der Ministerpräsident mit einem
Regierungsbündnis, das aus fünf ganzen Gruppierungen besteht. In beiden Ländern
sind also die aktuellen Koalitionen eine Besonderheit.
Anschließend an diese aufschlussreiche politische Diskussion begann dann eine
kleine Stadtführung mit Christoph Mauerer mit Schwerpunkt auf Institutionen der
deutsch-tschechischen Zusammenarbeit. Die erste Station war das
Strahov Kloster, eine Abtei des Prämonstratenser-Ordens
im Prager Stadtteil Hradčany. Der Ausblick auf die Stadt vom Kloster aus bot
uns auch die perfekte Möglichkeit für ein Foto. Vor der
deutschen Botschaft erzählte Christoph Mauerer uns vom Jahr 1989, als diese
Botschaft in den Blickpunkt der Medien gelangte. Mehrere Wochen lang suchten
DDR-Bürger im Garten der Botschaft Zuflucht, bis sie endlich in die
Bundesrepublik einreisen konnten. Weitere Stopps waren auch das Verbindungsbüro
des Freistaates Bayern in der Nähe der Karlsbrücke und das Moldau-Ufer.
Am Abend gab es noch ein Quiz zum Thema "10 Jahre tschechisch-deutsche
Begegnungen - 10 Jahre Spirála" denn die Spirála feiert ihr zehnjähriges
Jubiläum. Aus diesem Anlass drehten sich die Quizfragen um die Spirála und ihre
zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen. Neben Wissensfragen mussten wir aber
auch aktiv werden und zum Beispiel innerhalb von drei Minuten einer Person so
viel Kleidung anziehen wie möglich - mit dem Ergebnis, dass diese aussahen wie
Michelin-Männchen. Der letzte Tag beinhaltete dann noch eine Reflexion über die
vergangenen Tage, ein gemeinsames Brainstorming für zukünftige Spirála-Aktionen
und einen Gottesdienst in der angrenzenden Wallfahrtskirche. Die diesjährige
Herbstbegegnung war sehr abwechslungsreich und bot eine Menge
Lernmöglichkeiten. Neben dem neuen Wissen konnten in den Tagen auch zahlreiche neue
Kontakte gewonnen werden.
Alina Hagedorn, ESC-Freiwillige bei der SAG